Best of Stabat Mater: von Vivaldi bis Pärt

veröffentlicht am
Giovedì
27 marzo 2025

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Die Liste der Stabat Mater Komponisten liest sich wie das Who is who der Musikgeschichte.

Von den Meistern des frühen mehrstimmigen, nicht von Instrumenten begleiteten Chorgesangs (Josquin Desprez um 1480, Orlando di Lasso, Giovanni Pierluigi da Palestrina), über die Großmeister des Barock, (Marc-Antoine Charpentier, Antonio Vivaldi, Heinrich Ignaz Franz Biber) bis zu den Vertretern der Klassik (Joseph Haydn, Luigi Boccherini) – sie alle haben ihr musikalisches Stabat Mater- Vermächtnis hinterlassen. Romantikern wie Franz Schubert, Franz Liszt, Gioachino Rossini und Antonín Dvořák, dessen Vertonung mit weit über einer Stunde auch die längste ist, lagen Dramatik und Gefühlstiefe am Herzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gaben Komponisten wie der Ungar Ernst von Dohnányi, der Pole Krzysztof Penderecki oder Arvo Pärt aus Estland dieser bewegenden Textgrundlage ihre musikalische Handschrift. Allein 54 Vertonungen des Stabat Mater sind seit dem Jahr 2000 entstanden.

Ganz Weit Vorne: Giovanni Battista Pergolesi

Schlicht und doch ergreifend …

Neapel 1736. Der 26-jährige Giovanni Battista Pergolesi komponierte im Auftrag einer geistlichen Bruderschaft die wohl berühmteste aller Stabat Mater. Es sollte das letzte Werk des erfolgreichen Opernkomponisten und Stellvertreters des königlichen Kapellmeisters werden. Betörend schlicht, klanglich reduziert, in kleiner Besetzung und doch ergreifend. Pergolesi gelingt es, mit opernhaften Zügen und musikalischen schlichten Bildern, starke Emotionen hervorzurufen. Dieses höchst dramatische und letzte vollendete Werk Pergolesis reiht sich nahtlos in die Meisterwerke der Kirchenmusik ein.


Ganz anders: Antonio Vivaldi

Die Klangmalerei der Streicher …

Antonio Vivaldis 1712 uraufgeführtes Stabat Mater tanzt aus der Reihe. Es ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Zunächst kürzte der venezianische Komponist die ursprünglich zwanzig Strophen auf zehn, wiederholte die Musik der ersten drei, und wechselte gekonnt mit seiner Klangmalerei die Erzählperspektive. So bewegt sich Vivaldis musikalische Darstellung zwischen meditativ beobachtender Beschreibung und mitreißend direkter Anteilnahme. Nach wie vor ist unklar, ob Vivaldis Stabat Mater erstmals von einem Mann oder einer Frau gesungen wurde, ebenso wie viele Streicher er für das Werk vorgesehen hatte. Die Stimme jedenfalls spielte für ihn eine wesentliche, aber ungewohnte Rolle, erinnert sie doch in ihrer Virtuosität mehr an Opernarien, als an kirchlichen Gesang. Fazit: Das ergreifende Werk gehört zu Vivaldis am häufigsten aufgeführten geistlichen Arbeiten.

Ganz sakral: Joseph Haydn

Paradiesische Klänge…

Es ist das erste größere Sakralwerk, das Joseph Haydn nach dem Dienstantritt bei Fürst Esterházy in Eisenstadt komponierte. Mit seinem Stabat Mater prägte er die geistliche Musik des 18. Jahrhunderts. Das 1767 entstandene Werk verbreitete sich schon bald wie kaum ein anderes seiner Sakralwerke und begründete Haydns Ruf als führender Vokalkomponist seiner Zeit. Größten Wert legte Haydn bei seinem abwechslungsreichen Stück auf die Eindringlichkeit und Ausdruckskraft seiner Glaubensbilder. Gelungen sind die musikalischen Affekte, bestechend das Gefühl des Mitleidens. Die rhythmische Genauigkeit die Haydns Stabat Mater einfordert, stellt jeden Chor vor große Herausforderungen, beschert dem Publikum aber ein paradiesisches Klangerlebnis.

Ganz neu: Antonín Dvořák

Auf der Suche nach wahrhaft geistlichen Musik …

Antonín Dvořáks Stabat Mater bewegt sich zwischen klang prächtiger Fülle und fein gezeichneter
Lyrizität, so die Musikkritik. Von welchem Werk ist da genau die Rede? Auf seiner Suche nach wahrhaft geistlicher Musik setzte sich der junge russische Komponist mit verschiedenen Strömungen auseinander und schuf zunächst 1876 ein Stück ohne orchestralen Prunk, mit schlichter Klavierbegleitung. Nach einer Reihe von familiären Schicksalsschlägen nahm er die Arbeit am Stabat Mater wieder auf, orchestrierte das Werk, komponierte fehlende Strophen seiner Klavier-Urfassung nach und vollendete es. Dvořák schuf somit aber gewissermaßen ein neues, anderes Werk. Ein Werk, das nicht zuletzt aufgrund der tragischen Entstehungsgeschichte zutiefst berührt.

Ganz meditativ: Arvo Pärt

Archaische Schönheit…

Wie kaum einem anderen zeitgenössischen Komponisten ist es dem Esten Arvo Pärt (*1935) gelungen, die geistliche Musik auch außerhalb des Gottesdienstes wieder ins Bewusstsein eines größeren Publikums zu rücken. Mit dem meditativen Charakter seiner Musik und mit Pärts Rückbesinnung auf einfachste musikalische Grundformen gelingen ihm spannungsgeladene und spirituelle Momente. Arvo Pärt schafft mit einem minimalen Aufwand eine archaische, bestechende und kristallklare Klang- Schönheit. In seinem Stabat Mater werden drei Sänger von drei Streichinstrumenten begleitet und intonieren den lateinischen Text von Jacopone da Todi aus dem 13. Jahrhundert. In seiner asketischen Strenge und beinahe liturgischen Feierlichkeit erinnert das Werk an ein gemeinschaftliches Gebet oder eine spirituelle Handlung – so die Beschreibung eines Musikwissenschafters. Ein Werk für den geistlichen wie den weltlichen Bereich.