Für György Ligeti markierte „Ramifications“ für Streichorchester und 12 Solisten eine Weiterentwicklung seiner Kompositionsmethode, die darauf abzielt, ein Gerüst aus „komplexen musikalischen Netzen“ zu schaffen. Die titelgebenden „Verzweigungen“ entwickeln sich aus der intensiven polyphonen Musiksprache und den verschiedenen Instrumentalklängen, die gemeinsam eine schwebende, undefinierte Atmosphäre schaffen, in der Instrumente sich gegenseitig folgen, einander imitieren und replizieren wie geometrische Muster. Eine ganz andere Stimmung erzeugt das Erste Hornkonzert von Richard Strauss, das der kaum 18-Jährige noch unter Einflussnahme des Vaters, der Erster Hornist des Münchner Hoforchesters war, komponierte. Franz Strauss war ein strikter Gegner der Wagnerschen Musik und weckte in seinem Sohn stattdessen die Liebe zu Brahms und Mozart. Das zweite Stück von Richard Strauss an diesem Abend, die Ouvertüre und Tanzszene aus Ariadne auf Naxos, schuf der Komponist mehr als 30 Jahre später. Das ehrgeizige, in Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal erdachte Bühnenprojekt baute eine vollständige, wenn auch kompakte Oper in die letzte Szene von Molières „Der Bürger als Edelmann“ ein. Die Uraufführung am Stuttgarter Hoftheater brachte jedoch nicht den erhofften Erfolg, so beschlossen die beiden Urheber, das Schauspiel von der Oper zu trennen. „Der Bürger als Edelmann“, zu dem Strauss die Bühnenmusik geschrieben hatte, auf der einen Seite, und auf der anderen die Oper, die fortan um ein Vorspiel ergänzt wurde, in dem der Komponist die Meta-Ebene des Bühnenstücks verdeutlicht und die paradoxe, gekonnt skizzierte Vermischung von Komik und Tragik rechtfertigt. Zum Schluss erklingt die Sinfonie Nr. 38 von Wolfgang Amadeus Mozart, auch die „Prager Sinfonie“ genannt, weil sie in der böhmischen Hauptstadt uraufgeführt wurde. Dort war der Salzburger Komponist unter Musikern und Mäzenen gleichermaßen beliebt, wie Lorenzo Da Ponte bestätigte, als er sagte, das Prager Publikum nehme jedes neue Werk Mozarts mit solcher Begeisterung und solchem Kunstverständnis auf, als handele es sich dabei um eine „Gabe Gottes“.