Am 30. April 1798 strömten so viele Menschen auf die Straßen rund um das Wiener Burgtheater, dass bis zu 30 Polizeibeamte nötig waren, um die Menge im Zaum zu halten. Hinter den Toren des Theaters fand die Uraufführung von Haydns Die Schöpfung statt. Das Oratorium war eines der vielen Souvenirs, die der Komponist von seinen Reisen nach London mitgebracht hatte. Der erfahrene Impresario Johann Peter Salomon hatte Haydn Texte aus der Genesis und aus John Miltons epischem Gedicht „Paradise Lost“ zukommen lassen, in der Hoffnung, Haydn würde daraus ein Oratorium machen, das sich mit jenen Händels messen könnte. Der Komponist ließ den Text von Baron van Swieten ins Deutsche übersetzen, der sich dabei so manche künstlerische Freiheit erlaubte. Daraus machte Haydn ein sehr persönliches Oratorium, das von jener unbändigen Leidenschaft und Freude durchdrungen ist, die die meisten geistlichen Werke Haydns kennzeichnet. Das Ergebnis war ein Triumph: Die Begeisterung für Die Schöpfung war so groß, dass die Karten für die Wiederaufnahme 1799 restlos ausverkauft waren und das Oratorium bis zum Tod des Komponisten im Jahr 1809 allein in Wien fast 40 Mal aufgeführt wurde.