Das inmitten der sogenannten „heroischen Periode“ Beethovens komponierte Konzert für Violine und Orchester strahlt nicht die Dringlichkeit aus, die etwa der Fünften Sinfonie, der Appassionata oder der Coriolan-Ouvertüre innewohnen. Viel näher steht das Werk etwa dem pastoralen Charakter der Sechsten Sinfonie, denn es vermeidet allzu große Gegensätze und bevorzugt stattdessen eine durchgehende idyllische Leichtigkeit, doch mit einem ironischen Unterton. Diese Ironie findet sich auch in der Widmung an den Solisten und guten Freund des Komponisten, Franz Clement, wieder: „concerto par clemenza pour Clement“. Der für seine spektakuläre Virtuosität, aber auch den reinen, eleganten Klang seines Violinspiels bekannte Geiger erhielt von Beethoven ein für ihn maßgeschneidertes Konzert, auch wenn es erst im allerletzten Moment geliefert wurde. Carl Czerny, ein Schüler Beethovens, berichtete, dass der Meister die Partitur erst zwei Tage vor dem Aufführungstermin fertiggestellt hatte und sich auf die erstaunliche Gabe Clements verließ, sich Noten einzuprägen oder vom Blatt zu spielen. So wird nachvollziehbar, warum Beethoven den Freund um „Clemenza“ (dt. Nachsicht) bat.