DIE STARS DES NORDENS: Grieg, Sibelius und…
veröffentlicht am
Mercoledì
30 aprile 2025
Kein Wunder, denn die beiden haben es zu internationalem Ruhm geschafft und zählen unbestritten zu den bekanntesten klassischen Komponisten aus dem hohen Norden. Aber es sind bei weitem nicht die einzigen, und den Beweis dafür treten der Dirigent Thomas Dausgaard und das Haydn Orchester wieder aufs Neue an. Stück für Stück. Konzert für Konzert.
DIE POESIE DER NATUR
Ein Hoch auf Jean Sibelius und Edvard Grieg
Hört man ein Stück von Jean Sibelius oder Edvard Grieg, entstehen unweigerlich Bilder im Kopf. Man meint, die Poesie der Natur, Folklore und Mentalität zu hören und zu sehen. Oft mehr als in der Musik anderer Länder spiegelt sich der Charakter der Landschaft und der Menschen in skandinavischen Werken wider. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich – wie fast überall in Europa – ein starkes nationales Bewusstsein. Auch das Musikleben wurde davon beeinflusst. In Skandinavien entstanden besonders viele Sammlungen von Volksmelodien, und Komponisten begannen, volkstümliche Elemente in ihre Werke einzubeziehen. Jean Sibelius wird bis heute wie kein anderer Sinfoniker mit der rauen Weite der finnischen Landschaft assoziiert, nachzuhören in seiner in seiner 5. Symphonie.
Das Musikerbe des Norwegers Edvard Grieg ist nicht minder lautmalerisch: Es besteht aus 74 Werken, darunter Klaviermusik, lyrische Stücke, Lieder, Volksweisen, Kammermusik und Orchesterwerke allesamt filmreif. Zu den wohl bekanntesten Werken gehört die Bühnenmusik zu Henrik Ibsens Drama „Peer Gynt“. Viele Teile daraus werden als Filmmusik genutzt, besonders die Sätze „In der Halle des Bergkönigs“ und „Anitras Tanz“. Und heute ist die Melodie, die einst Peter Lorre in dem Fritz Lang- Film „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ gepfiffen hat, in fast jedem zweiten Handy als Klingelzeichen zu finden. Ein wahrer Ohrwurm ist auch Griegs Peer Gynt-Suite. Ein Konzert-Muss!
IN DER STILLE DES GEBETS IN VERGESSENHEIT GERATEN
Der große Unkekannte und der Schweigsame
„Rued Langgaard ist der große Unbekannte der dänischen Musik“, sagte Landsmann Thomas Dausgaard – und tat etwas dagegen. 2008 erschien unter seiner Leitung die Gesamtaufnahme der 16 Sinfonien Langgaards.
Heute ist Rued Langgaard kein unbeschriebenes Notenblatt mehr, allerdings gebührt ihm noch einiges an Ehre mehr. Der 1893 in Kopenhagen geborene Komponist und Autodidakt zählt zu den Exzentrikern der Musikgeschichte. Er war ein Einzelgänger, ein visionärer und kompromissloser Idealist- hin- und hergerissen zwischen Romantik, Pathos und Moderne. Und im ständigen Widerstreit mit Institutionen und Autoritäten, der bodenständigen dänischen Mentalität und den nüchternen Idealen seiner Zeitgenossen. Nach Langgaards Tod geriet seine Musik in Vergessenheit.
Übrig blieben nur Anekdoten über einen Sonderling mit bizarrem Humor: „Ich stehe jeden Morgen um 3 Uhr auf, herausgeputzt, mache alle Fenster von meinem Loch auf, zertrete die Ratten im Raum, gehe auf den Friedhof und zwangskomponiere bis um 6 Uhr morgens große Papierkorbwerke“. Ein wundervolles Beispiel der Kunst des damals 22-Jährigen ist die sehr persönliche und melancholische Symphonie Nr. 4, „Løvfald“ (Herbstpfade).
Ganz ähnlich und doch ganz Kontrastprogramm ist der Este Arvo Pärt mit seiner „Musik aus der Stille des Schweigens“, seinem „stillen Ton“. Pärts Werke sind in sich versunkene und doch breitenwirksame Klänge. Musik, die in zahlreichen Filmen, darunter „Fahrenheit 9/11“, als atmosphärischer Teppich erklingt und andererseits eine unendlich spirituelle Tiefe offenbart. Schlicht und doch ergreifend. So auch Arvo Pärts Silouans Song. Dieses Stück widmen das Haydn Orchester und Thomas Dausgaard dem am 15. Mai 1975 verstorbenen Trentiner Komponisten und Dirigenten Antonio Pedrotti.