WIR SIND ORCHESTER!

veröffentlicht am
Venerdì
30 maggio 2025

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Strahlende Augen, lachende Herzen, aufgeregtes Flüstern im Publikum – auf der Bühne: die Kakofonie der sich einstimmenden Orchestermusiker:Innen …

Ein besonderer Moment für das Haydn-Orchester unter der Leitung von Michele Mariotti, ein außergewöhnlicher Augenblick für die Gäste der Generalprobe. Senior:innen aus vier Pflegewohnheimen in Bozen und Girlan sitzen mit ihren Familienangehörigen, Freunden und Begleiter:innen im Auditorium und genießen im Kleinen und Stillen die bewegenden Klänge Mozarts mit dem Pianisten Alessandro Taverna. Der Konzertbesuch im Beisein des künstlerischen Leiters der Stiftung Haydn Giorgio Battistelli ist der krönende Abschluss eines Projekts, das zu einem gemeinsamen und unvergesslichen Erlebnis für diese älteren Menschen wird.

Es ist nicht ihre erste Begegnung mit Musik; Monate zuvor haben sie in kleinen Gruppen in ihren Residenzen bereits Workshops besucht und sich zuhörend, mitwirkend oder auch nur darüber sprechend den verschiedensten klassischen Werken, Liedern und Melodien angenähert.

ERINNERUNGEN WERDEN WACH

„Orchestriamoci! Musik und Wohlbefinden für ein aktives Altern“ heißt diese Initiative von Cesfor. Der Titel dieses Projekts, das gemeinsam mit Partnern, wie auch der Stiftung Haydn, zum Leben erweckt wurde, greift viel zu kurz. „Orchestriamoci“ greift viel tiefer in das Unter- und Bewusstsein dieser Menschen ein: Es erreicht verborgene Emotionen und bringt verblichene Erinnerungen ans Tageslicht.

„Bei jedem dieser Workshops“, erzählt Luca Moresco, Direktor von Cesfor, „arbeiten wir mit der sogenannten Musikbiografie. Die gemeinsam ausgewählten und gespielten Musikstücke rekonstruieren in gewissem Sinne das Leben der Teilnehmer:innen. Sie schöpfen aus ihren Erfahrungen, tauschen einander aus, erzählen dazu Geschichten. Die Musik ist Anstoß und roter Faden zugleich.“

BERÜHRUNGSÄNGSTE SCHWINDEN

Mit sanfter Stimme geht der Musiker und Musiktherapeut Roberto Ghiozzi auf seine Teilnehmer:innen ein, lockt sie mit einem charmanten Lächeln und einem Refrain aus der Reserve, lässt ihnen aber auch ihren Freiraum. Wenn die ersten Klänge auf Roberto Ghiozzis Pianoforte ertönen, verändern sich das Aussehen und der Gesichtsausdruck der Senior:innen. Dann lädt Roberto seine Schützlinge dazu ein, selbst ein paar Takte anzuschlagen. Ganz zart oder auch temperamentvoll. Je nach Stimmung und Gemütslage. Er leitet und begleitet sie. „Es geht darum, all das miteinander zu teilen und zu versuchen, über die Musik eine Art von Begegnungsraum zu schaffen, in dem sich Menschen treffen und über sich selbst sprechen können. Viele alte Menschen neigen dazu, sich abzuschotten, sich zurückzuziehen und zu vereinsamen. Das Musizieren kann diesen Menschen helfen, wieder aus sich heraus zu kommen.“

MUSIK STELLT MENSCHEN IN DEN LEBENSMITTELPUNKT

Kunst und Kultur sind lebensnotwendig. Davon gehen Projekte und Initiativen wie diese aus. Dabei geht es nicht um ein kreativ geprägtes Umfeld, die Musikalität oder das fundierte Wissen, sondern vielmehr um die Bereitschaft, sich auf ein gemeinsames Erleben sinnlicher Eindrücke einzulassen. Daraus erwächst eine Gemeinschaft. Und das Gefühl, ein Teil davon zu sein, ist für jeden einzelnen und für uns alle unverzichtbar. Denn: Wir sind Orchester!